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Blutgerinnung in der Schwangerschaft
Schwangerschaft und Blutgerinnung
Blutungsprobleme und Thrombose mit Lungenembolie konkurrieren um die Top 3 Ursachen von Müttersterblichkeit in hoch entwickelten Ländern. Was liegt also näher als darauf ein besonderes Augenmerk zu richten?
peripartale Blutungskomplikationen
Eine mögliche Blutungsneigung kann abgeklärt werden. Die genaue Kenntnis einer Blutgerinnungsstörung ermöglicht eine sorgfältige Vorbereitung auf die Entbindung, damit etwaige Blutungskomplikationen gezielt behandelt werden können. Natürlich liegen Blutungen bei der Geburt (peripartale Blutungen) nicht nur an der Blutgerinnung, aber Blutungen aufgrund gynäkologischer Ursachen (z.B. unvollständige Placentalösung oder Atonie) können bei vorliegender Gerinnungsstörung ungleich stärker zum Tragen kommen als bei normaler Blutgerinnung.
Während der Schwangerschaft kommt es nämlich physiologischer Weise zu diversen Veränderungen der Blutgerinnung (Hämostase). Zunehmend werden höhere Level der meisten Gerinnungsfaktoren gebildet, dagegen weniger Inhibitoren der Gerinnung, vor allem Protein S. Es kommt letztlich zu einem stark gesteigerten Hämostasepotential, das Blut kann leichter gerinnen, dadurch werden Frauen bei der Entbindung vor dem Verbluten geschützt.
schwangerschaftsbedingtes Thromboserisiko
Die gleichen Umstände sind aber auch nicht völlig ohne Nachteil. Gemeinsam mit den hämodynamischen Veränderungen, indem der wachsende Uterus durch Kompression der Beckenvenen den Abstrom des Blutes aus den Beinen erschwert, führt die leichtere Gerinnbarkeit des Blutes zu einem bei Schwangeren gegenüber gleichaltrigen nicht schwangeren Frauen etwa siebenfach erhöhten Thromboserisiko. Das Maximum des Thromboserisikos wird im Wochenbett erreicht, wenn der Kontakt des Blutes mit Gewebefaktoren zur Gerinnungsfaktoren geführt hat.
Der zunehmende Anteil spätgebärender Mütter und übergewichtiger Mütter trägt auch zu einer steigenden Bedeutung von mütterlichen Thromboserisiken bei.
Frauen mit vorbekannter Thrombophilie und/oder familiärer Thromboseanamnese können in der Schwangerschaft (oder auch vor einer geplanten Schwangerschaft) zum individuellen Thromboserisiko beraten werden und ob zusätzlichen zu nicht-medikamentösen Maßnahmen der Thromboseprophylaxe (ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Aufrechterhalten der Mobilität und Kompressionsstrümpfe) auch medikamentöse Maßnahmen mit einer Heparinprophylaxe indiziert sind. Bei hinzutretenden medizinischen Risikositutationen sollten Heparinprophylaxen ggf. etwas großzügiger eingesetzt werden als außerhalb der Schwangerschaft. Dazu kann konsequenterweise auch ein kleines Kontingent an Heparinspritzen verordnet werden. Rein prophylaktisch ohne konkrete Anlässe ist die Heparinprophylaxe in der Regel nur bei schwereren Fällen ratsam. Das Ausmaß der Gerinnungsaktivierung kann während der Schwangerschaft aber durch Laboruntersuchungen objektiviert werden und die Entscheidung zur Heparinprophylaxe und deren Dosierung auch von den Messwerten geleitet werden. Der Abstand zwischen den Untersuchungen in der Schwangerschaft sollte sich nach dem individuellen Thromboserisiko richten.